Kümmel Pfefferminze

Neue S1-Leitlinie „Reizmagen“: Pfefferminzöl/Kümmelöl-Kombination ist eine First-Line-Therapie

2025-07-29
Bildkomposition aus Detailaufnahmen von Kümmelblüten und Pfefferminzblättern

Die kürzlich veröffentlichte, erste deutsche S1-Leitlinie zur funktionellen Dyspepsie (FD) empfiehlt die Phytotherapeutika Pfefferminzöl in Kombination mit Kümmelöl sowie STW-5/STW-5-II aufgrund ihrer Studienlage als First-Line-Therapie. Typische Reizmagen-Beschwerden wie epigastrische Schmerzen, postprandiales Völlegefühl und Blähungen, können mit diesen gelindert werden.

Für die Pfefferminzöl/Kümmelöl-Kombination zeigen zwei Reviews/Metaanalysen zu fünf klinischen Studien (RCTs), dass diese die globalen Symptome von FD (Schmerzintensität, Clinical Global Impression Scale) mittel- und langfristig signifikant verbessern kann und dies mit einer ähnlichen Sicherheit wie Placebo.

Metaanalysen, die die Daten von verschiedenen kleinen RCTs analysiert haben, zeigen, dass STW-5 bei der Behandlung von FD-Symptomen Placebo überlegen war. Eine aktuelle Meta-Analyse zeigte für STW-5-II eine Verbesserung der FD-Beschwerden im Vergleich zu Placebo nach vier und acht Wochen. Zu weiteren pflanzlichen Therapien liegt nur geringe Evidenz vor, daher können diese bei zum Krankheitsbild passenden Wirkmechanismen nachrangig eingesetzt werden. Beispiele sind Capsaicin (traditionelle Anwendung bei verschiedenen Schmerzsyndromen), Ingwer- oder Artischockenextrakt (traditionelle Anwendung bei dyspeptischen Beschwerden).

Weitere positive klinische Studien in der medikamentösen Therapie der funktionellen Dyspepsie gibt es zu Prokinetika und Helicobacter p.-Eradikation; bei Sodbrennen und Regurgitation als führender Symptomatik zu Protonenpumpen-Inhibitoren und H2-Rezeptorantagonisten. Der Einsatz dieser Wirkstoffe wäre aufgrund der fehlenden Zulassung in der Indikation FD ein off-label-use.

Die Leitlinie betont die Bedeutung der Arzt-Patienten-Kommunikation. Behandlungsziel ist, eine realistische Erwartungshaltung und Verbesserung der Lebensqualität für die Patienten zu erreichen. Hierzu sollte ein stufenweises, auf die individuelle Situation passendes Vorgehen gewählt werden. Eine Beratung zu einem geeigneten Lebensstil, der eigenverantwortlich umgesetzt werden sollte, bildet die Grundlage der therapeutischen Maßnahmen. Die Autoren empfehlen einen empathischen Umgang mit den Patienten. Auch sollten sie mit ihnen offen darüber sprechen, dass bei der Behandlung Geduld erforderlich ist. Denn eine Symptombesserung durch medikamentöse Maßnahmen tritt oft erst nach 8 bis 12 Wochen Behandlung ein. Ebenso sollten Medikamente ohne Wirkung konsequent wieder abgesetzt werden.

FD zählt zu den Disorders of Gut-Brain-Interaction (DGBI). Die Diagnostik basiert auf den Rom-IV-Kriterien und umfasst als Leitsymptome Magenschmerzen, Magenbrennen, postprandiales Völlegefühl, frühzeitiges Sättigungsgefühl, als Begleitsymptome Aufstoßen, Übelkeit, Blähungen, Sodbrennen (nicht im Vordergrund stehend). In bis zu 60% findet sich eine Überlappung mit einem Reizdarmsyndrom.

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