Ginkgo

Netzwerk-Metaanalyse: Ginkgo biloba-Extrakt zeigt Nutzen bei subjektivem Tinnitus

2025-11-19
Detail-Ansicht von Ginkgo-Blättern

Eine aktuelle Netzwerk-Metaanalyse (NMA)* zur Wirksamkeit verschiedener pharmakologischer Behandlungen bei subjektivem Tinnitus zeigte, dass insbesondere Ginkgo biloba-Extrakt (GbE) – teils in Kombination mit Vitaminen – die Tinnitus-Schwere lindern kann.

In die systematische Übersichtsarbeit mit NMA wurden 60 randomisierte, kontrollierte Studien (RCTs) aus 21 Ländern eingeschlossen (Datenbankrecherche in PubMed, EMBASE, Web of Science und CINAHL bis März 2025). Die Studien untersuchten pharmakologische Interventionen bei subjektivem Tinnitus; erfasst wurde mindestens einer der folgenden Endpunkte: Tinnitus-Schweregrad (primärer Endpunkt), Tinnitus‑Belastung (Annoyance) oder Tinnitus‑Lautstärke (sekundäre Endpunkte). Insgesamt flossen Daten von 4.989 Patientinnen und Patienten ein. 

In der Analyse des Tinnitus-Schweregrads (45 auswertbare RCTs mit 3.491 Patienten) zeigte eine Kombination aus GbE und Vitaminen (Pro-Vitamin A, Vitamin C, Vitamin E, Selen) die deutlichste Reduktion gegenüber Placebo (standardisierte Mittelwertdifferenz, SMD −3,11). Weitere wirksame Behandlungen waren Caroverin** (SMD −1,96), intravenöses Lidocain (SMD −0,99) sowie GbE alleine (u.a. EGb 761®; SMD −0,82). 

Diese Ergebnisse sind konsistent mit früheren Untersuchungen, die für den Ginkgo-Spezialextrakt EGb 761® eine signifikante Reduktion des Tinnitus im Vergleich zu Placebo zeigen konnten. Die Aussagekraft der aktuellen Übersichtsarbeit ist jedoch durch ausgeprägte Heterogenität und methodische Limitationen der eingeschlossenen Studien eingeschränkt.

Subjektiver Tinnitus betrifft etwa jeden fünften Erwachsenen und ist für viele Betroffene mit einer erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität verbunden. Trotz zahlreicher Einzelstudien fehlte bislang eine umfassende, systematische und vergleichende Bewertung der verfügbaren medikamentösen Therapieoptionen. 

*Eine Netzwerk-Metaanalyse verknüpft direkte Vergleiche (Studie A vs. Studie B) mit indirekten Vergleichen (Studie A vs. C über B), um mehrere Therapien gleichzeitig vergleichen zu können – auch wenn sie nie Kopf-an-Kopf untersucht wurden.

**Caroverin ist ein in Deutschland nicht zugelassenes Spasmolytikum, das Calcium- und Glutamatrezeptor-antagonistische Eigenschaften haben soll.

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