Capsaicin-Pflaster bei peripherer Neuropathie – wirksam bei wiederholter Anwendung
2025-11-19
Wiederholte Anwendungen eines hochkonzentrierten Capsaicin-Pflasters (HCCP, 179 mg) führten bei Patienten mit peripherer Neuropathie (PNI) nach chirurgischer oder traumatischer Nervenverletzung zu anhaltenden Verbesserungen von Schlaf, Stimmung und Lebensqualität.
Dies zeigte eine nicht-interventionelle, retrospektive Registerstudie, welche die Effekte mehrfacher HCCP-Applikationen untersuchte. Verwendet wurden Real-World-Daten aus dem deutschen Schmerz-E-Register (GPeR)* für den Zeitraum von Januar 2015 bis Dezember 2021. Eingeschlossen wurden 499 PNI-Patienten, die mindestens eine HCCP-Behandlung erhalten hatten und ≥ 12 Monate nachbeobachtet wurden. Die Datenerhebung erfolgte patientenbasiert über die Online-Plattform iDocLive®. Erfasst wurden u. a. Schmerzintensität (average 24-h pain intensity, API; pain intensity index PIX), Schmerzcharakteristik (painDETECT®, PDQ-7), affektive Belastung (Depression, Anxiety and Stress Symptom Scale, DASS-21), Alltagsfunktionalität (modified pain disability index, mPDI), Lebensqualität (Veterans RAND 12-item Health Survey VR-12; quality of life impairment by pain inventory QLIP) sowie Analgetikaverbrauch und unerwünschte Ereignisse. Das mittlere Alter der eingeschlossenen Patienten betrug 57,1 Jahre (18-93 Jahre), 62,5 % waren Frauen. Die durchschnittliche Dauer der neuropathischen Schmerzen vor Studieneinschluss betrug 4,7 Jahre (0-12 Jahre). Die PNI-Diagnose betraf am häufigsten den vorderen Brustbereich (36,3 %) gefolgt von Armen (15,6 %) und Bauch (13,4 %).
Ergebnisse: Bereits nach der ersten HCCP-Anwendung war eine signifikante Schmerzreduktion zu beobachten (p < 0,001); bei vier Anwendungen sank die mittlere Schmerzintensität (API) auf der VAS-Skala von 52,5 mm auf 21,5 mm nach 12 Monaten. Die Rate der Patienten mit ≥ 30 %iger Schmerzverbesserung stieg mit der Anzahl der HCCP-Behandlungen und lag bei 26 %, 45 %, 85 % bzw. 98 % nach einer, zwei, drei bzw. vier Anwendungen. Parallel verbesserten sich Schlaf, Stimmung, Lebensqualität und Alltagsfunktion signifikant – auch diese Effekte verstärkten sich mit steigender Behandlungshäufigkeit. Rezidive traten vorwiegend bei Patienten auf, die die Therapie nach ein oder zwei Anwendungen beendeten. Der zusätzliche Analgetikaverbrauch verringerte sich, Tage mit normalen Aktivitäten nahmen zu. Unerwünschte Ereignisse beschränkten sich überwiegend auf leichte bis mittlere Hautreaktionen am Applikationsort.
Die Autoren schlussfolgern, dass die wiederholte HCCP-Behandlung mit einem anhaltenden und sich steigernden Therapieansprechen assoziiert ist. Sie empfehlen mindestens drei Applikationen durchzuführen, bevor eine Beurteilung der Wirksamkeit erfolgt. HCCP erweitert damit das therapeutische Spektrum bei PNI.
*Das GPeR ist ein bundesweites, webbasiertes Schmerzregister, das vom Institut für Neurologische Wissenschaften im Auftrag der Deutschen Schmerzgesellschaft betrieben wird.
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