Roter Ginseng: adaptogene Wirkung bei Stressbelastung
2025-07-29
Bei moderat gestressten Erwachsenen reduzierte Roter Ginseng (Red Panax Ginseng) das Stressempfinden und verbesserte das emotionale und kognitive Wohlbefinden.
Zu diesem Ergebnis kam eine randomisierte, placebokontrollierte Doppelblindstudie, die vom Institute of Neuroscience der Université Catholique in Louvain-la-Neuve, Belgien, durchgeführt wurde. In die Studie wurden 149 Probanden mit einem moderaten Stressniveau eingeschlossen, das anhand der Perceived Stress Scale (PSS) ermittelt wurde.
Das Pre-Screening erfolgte mittels eines per E-mail versandten Online-Fragebogens. Im Anschluss fand der Screening-Besuch statt, der eine körperliche Untersuchung sowie die Erhebung des Ausgangswertes des empfundenen Stresses mittels des PSS umfasste. Die 149 Teilnehmer, die die Einschlusskriterien erfüllten, wurden anschließend randomisiert entweder der Ginseng- (n = 72) oder der Placebo-Gruppe (n = 77) zugeteilt. Direkt im Anschluss erfolgte die erste Einnahme von 1 Kapsel mit 200 mg Ginseng (24 mg Ginsenoside) bzw. Placebo. Der hierfür verwendete Ginseng wurde nach einer innovativen Methode hydroponisch angebaut (hydroponically grown Red Panax Ginseng)*.
Nach einem vor Ort eingenommenen standardisierten Frühstück folgte die Bewertung der kognitiven und emotionalen Verarbeitung. Hierzu absolvierten die Teilnehmer zwei Subtests der Cambridge Neuropsychological Test Automated Battery (CANTAB), mit denen das Gedächtnis (Paired Associate Learning, PAL) und die exekutiven Funktionen (One Touch Stockings of Cambridge, OTSC) untersucht wurden. Zusätzlich beantworteten sie Fragebögen zur Bewertung positiver und negativer Affekte (Positive and Negative Affect Schedule, PANAS) sowie zum Depressionsniveau (Beck's Depression Inventory, BDI).
Ergebnisse:
Nach dreiwöchiger Einnahme zeigte sich in der Ginseng-Gruppe (n = 70; -4,3 ± 4,6) im Vergleich zu Placebo (n = 72; -2,7 ± 4,7 ) ein signifikant stärkerer Rückgang des PSS-Scores (p = 0,040). Auch im Affekt-Score (PANAS) war die Besserung unter Ginseng im Vergleich zu Placebo signifikant (p = 0,032). Im Vergleich zur Placebo-Gruppe zeigten die Teilnehmer der Ginseng-Gruppe schnellere Reaktionszeiten bei einer räumlichen Planungsaufgabe (OTSC-Untertest). Zudem zeigte sich in der Ginseng-Gruppe eine tendenziell stärkere Abnahme des Depressions-Scores (BDI).
Die Ginseng-Zubereitung wurde gut vertragen. Es gab keinen Unterschied zwischen der Ginseng- und der Placebo-Gruppe hinsichtlich der gemeldeten leichten und moderaten unerwünschten Ereignisse (UE). Schwerwiegende UE traten nicht auf. Die Therapietreue war mit 98 % in beiden Gruppen hoch.
Die Autoren schlussfolgern, dass diese spezielle Zubereitung von Rotem Ginseng bei mäßig gestressten Erwachsenen einen „vielversprechenden Ansatz zur Verbesserung des psychischen Wohlbefindens“ darstellt.
Ein wichtiger Aspekt aus Sicht der Autoren: Viele Studien und Meta-Analysen bestätigen die adaptogene Wirkung von Ginseng. Diese stützen sich jedoch oft auf eine sehr heterogene Datenlage, da unterschiedliche Zubereitungen und Dosierungen ohne genaue phytochemische Angaben zusammengefasst werden. Die Autoren kritisieren dies, geben die Zusammensetzung des in ihrer Studie verwendeten Ginseng-Präparates daher detailliert an.
* Die Ginsengwurzeln wurden in Belgien mit der Technik des Vertikal Farming gezüchtet. Die Saat der genetisch stabilen Kultur wurde 27 Wochen lang bei konstanter Temperatur und unter stabilen, kontrollierten Wachstumsbedingungen kultiviert. Die geernteten Wurzeln wurden getrocknet, mit Wasserdampf behandelt, anschließend pulverisiert und durch ein Sieb mit 300 µm Maschenweite gesiebt. Analytisch zeigte sich ein zwei- bis dreifach höherer Anteil an Ginsenosiden, einschließlich sonst seltener Ginsenoside.
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