Hundehalter aufgepasst!
2025-10-13
Zitronenmelisse: Neue Studie entschlüsselt die beruhigenden Effekte bei Hunden
Wenn Ihr Hund manchmal ängstlich oder unruhig ist, kann Melissa officinalis L. der Schlüssel für mehr Gelassenheit sein. Eine neue Studie aus Frankreich liefert erstmals einen wissenschaftlich fundierten Hinweis über welche Stoffwechselprozesse Zitronenmelisse bei Hunden beruhigend wirkt. Möglich wurde dies durch die Kombination von Blutuntersuchungen, modernen Metabolomic-Analysen* und statistischer Bioinformatik.
Studiendesign: Zwanzig gesunde, erwachsene Beagle-Hunde wurden während der gesamtem Studiendauer unter gleichen Bedingungen gehalten. Nach einer Gewöhnungsphase zur Reduktion von Stress teilte das Studienteam die Hunde per Zufallsprinzip in vier Gruppen ein:
- Gruppe 1: Melissa officinalis-Extrakt (200 mg/kg Futter)
- Gruppe 2: Placebo (Maltodextrin, 200 mg/kg Futter)
- Gruppe 3: Rosmarinsäure (10,6 mg/kg Futter, als Pulver, entsprechend der in Gruppe 1 verabreichten Menge), wichtiger Inhaltsstoff von Melissa officinalis
- Gruppe 4: Alpha-Casozepin (hydrolysiertes Milchprotein, Zylkene®, 225 mg/Tag), bekannt für seine angstlösende Wirkung.
Das Verhalten der Hunde wurde nach vier Wochen anhand standardisierter Tests beurteilt: hinsichtlich Aktivitätsniveau, Anzeichen von Stress und Angst, Sozialverhalten sowie Reaktionen auf Geräusche oder unbekannte Reize. Zu Beginn und am Ende der Studie wurden Blutproben entnommen. Um den Einfluss der Futterzusätze auf den Gamma-Aminobuttersäure-(GABA)-Stoffwechsel zu untersuchen, bestimmten die Forschenden die Konzentration des Zwischenprodukts 4-Hydroxybuttersäure (GHB). Zusätzlich wurden mit modernen Analyseverfahren (Massenspektrometer, NMR-Spektroskopie) hunderte bis tausende verschiedene kleinere Stoffwechselprodukte im Blut gemessen (sogenannte ungezielte/ untargetierte Metabolomik).
Ergebnisse: Die Hunde, die Melissen-Extrakt erhielten, zeigten ein deutlich ausgeglicheneres Verhalten im Vergleich zur Placebo-Gruppe. Besonders in stressbezogenen Situationen z. B. im Kontakt mit anderen Hunden, gegenüber unbekannten Menschen und bei neuen Objekten verbesserte sich ihr Verhalten signifikant. Die Wirkung war vergleichbar mit der von Alpha-Casozepin. Melisse zeigte gegenüber der Rosmarinsäure, einem Hauptbestandteil des Melissen-Extraktes, einen Verhaltensvorteil.
Die Verhaltensverbesserung ging einher mit einer Abnahme der GHB-Werte im Blut, was auf eine verstärkte GABA-Bildung im Gehirn und somit auf eine beruhigende Wirkung hinweisen könnte. Die metabolomischen Analysen weisen darüber hinaus auf eine Wirkung von Zitronenmelisse auf den Lipid- und Gallesäurestoffwechsels hin, vermutlich vermittelt über die Darm-Hirn-Achse.
Die vorliegende Studie liefert erstmals Hinweise auf mögliche pathophysiologische Mechanismen, welche der beruhigenden Wirkung von Melissa officinalis bei Hunden zugrunde liegen könnten. Um einen möglichen Einfluss des Geschlechts zu untersuchen und die Ergebnisse zu bestätigen, sind größere Folgestudien notwendig.
*Metabolomic-Analysen sind moderne wissenschaftliche Methoden, bei denen alle kleinen Stoffwechselprodukte (Metaboliten) in einer Probe untersucht werden. Sie geben einen umfassenden Einblick in die aktuellen Stoffwechselvorgänge im Körper.
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