Real-World-Data: Unterstützende Evidenz für medizinischen Cannabis bei tumorbedingten Schmerzen

2025-09-01
Detail-Ansicht von Cannabisblättern

Eine aktuelle Real-World-Data-Studie liefert Evidenz für die Wirksamkeit von medizinischem Cannabis als Ergänzung zur herkömmlichen Schmerztherapie bei tumorbedingten Schmerzen (Cancer Pain, CP).

Untersucht wurden prospektiv erhobene, pseudonymisierte Daten aus dem United Kingdom Medical Cannabis Registry (UKMCR). Primäres Ziel war die Erfassung zur Bewertung der Wirksamkeit von cannabinoidbasierten Medikamenten (CBMP) aus Patientensicht; sekundär wurden die Nebenwirkungen erfasst. Die Ergebnisse sollten dazu dienen, geeignete cannabinoidbasierte Medikamente (CBMP) für die Behandlung von Tumorschmerzen zu identifizieren und die Planung gezielter randomisierter kontrollierter Studien (RCT) zu unterstützen.

Ergebnisse: In die Studie wurden 168 Patienten (61 % Männer, Ø Alter 54,20 ± 14,64 Jahre), die trotz Standardtherapie unter Schmerzen litten, eingeschlossen. 42 % der Patienten hatte zuvor noch nie Cannabis konsumiert (n = 71). Zu Beginn nahmen 79 % der Patienten (n = 133) den medizinischen Cannabis in Form von Ölen (Kapseln) ein. Im Laufe der Zeit nahm die alleinige Verwendung von Ölen ab (nach 6 Monaten, 68 %, n = 115), während die kombinierte Verwendung von Ölen und getrockneten Blüten (Inhalation mittels Verdampfer) zunahm. Die mittlere CBD-Dosis stieg von 21 [20-40] mg/Tag zu Beginn auf 40 [20-40] mg/Tag nach einem Monat und blieb danach konstant. Die mediane THC-Dosis stieg kontinuierlich an: von 4,20 [2,15-5,15] mg/Tag zu Beginn auf 14,60 [8,20-100,90] mg/Tag nach sechs Monaten.

Die Schmerzlinderung wurde mittels der Brief Pain Inventory-Skala (BPI; Score 0 bis 10) und der visuellen Analogskala für Schmerzen (Pain-VAS; 10 cm-Skala) bewertet.* Außerdem wurden die Veränderungen in den globalen bzw. psychometrischen Skalen: der European Quality of Life 5 Dimension 5 Level Skala (EQ-5D-5L), der Generalized Anxiety Disorder 7 Skala (GAD-7), der Patient Global Impression of Change Skala (PGIC) und der Single Item Sleep Quality Skala (SQS) beurteilt. Unerwünschte Ereignisse bzw. Nebenwirkungen wurden nach Art und Häufigkeit erfasst. Die Bewertung durch die Patienten erfolgte bei Studienbeginn und nach einem, drei und sechs Monaten. Alle schmerzspezifischen Skalen, einschließlich des BPI zum Schweregrad und zur Beeinträchtigung des täglichen Lebens sowie der Schmerz-VAS-Skala, zeigten eine signifikante Verbesserung (p < 0,010) im Vergleich zum Ausgangswert. Die Verbesserungen zeigten sich auch auf den Skalen GAD-7 (Angst, p < 0,001), SQS (Schlaf, p < 0,001) und kurzzeitig im EQ-5D-5L (Lebensqualität, nach 1 Monat p< 0,042).

Fünf Patienten von 168 berichteten von 29 unerwünschten Ereignissen. Die meisten davon waren leichter bis mittelschwerer Intensität (72,4 %). Die häufigsten waren Müdigkeit (n = 3) und Lethargie (n = 3).

Fazit: Die Studie liefert praxisnahe Hinweise, dass medizinisches Cannabis bei tumorbedingten Schmerzen zur Verbesserung von Schmerzkontrolle und Lebensqualität beitragen kann bei insgesamt guter Verträglichkeit. Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit weiterer randomisierter Studien. Sie sprechen jedoch für den Einsatz von CBMPs als ergänzende Option – besonders wenn herkömmliche Therapien ausgeschöpft sind.

Opioide sind weiterhin leitlinienkonforme Erstlinientherapie bei Tumorschmerzen.

*Bei den Schmerzskalen gilt eine Veränderung von mindestens einem Punkt beim BPI (beide Scores) und von mindestens einem Zentimeter auf der VAS-Skala als klinisch relevant.

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